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Reittherapie in der Praxis: Wie Pferde Heilung fördern

Autorenbild: Jasmin BosshardJasmin Bosshard

Reittherapie ist eine einzigartige Therapieform, die nicht nur Körper und Geist, sondern auch die Seele anspricht. Im letzten Beitrag haben wir uns mit den Grundlagen beschäftigt und aufgezeigt, wie Pferde als wertvolle Begleiter im therapeutischen Prozess wirken. Heute möchten wir tiefer in die Praxis eintauchen und einen Einblick in die praktische Anwendung der Reittherapie geben – von den Abläufen einer Sitzung über die vielseitigen Möglichkeiten bis hin zu den beeindruckenden Veränderungen, die diese Methode bewirken kann.


Der Ablauf einer Reittherapie-Sitzung

Jede Reittherapie-Sitzung ist individuell auf die Bedürfnisse der KlientInnen zugeschnitten. Sie beginnt meist mit einem Moment des Ankommens und Kennenlernens. Dieser erste Kontakt mit dem Pferd ist entscheidend, denn er schafft Vertrauen und legt den Grundstein für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Oft folgt darauf die Pflege des Pferdes – Striegeln, Hufe auskratzen oder das Anlegen des Sattels. Diese einfachen, aber bedeutungsvollen Tätigkeiten fördern nicht nur die Achtsamkeit, sondern auch das Verantwortungsbewusstsein.


Je nach Zielsetzung der Therapie können unterschiedliche Übungen und Aktivitäten durchgeführt werden. Einige KlientInnen profitieren besonders von der Bodenarbeit, bei der die Kommunikation und das Vertrauen zwischen Mensch und Pferd im Fokus stehen. Andere erleben durch das geführte Reiten eine Verbesserung ihrer Körperwahrnehmung, Koordination und Konzentration. Für fortgeschrittene KlientInnen kann das freie Reiten eine wertvolle Möglichkeit sein, Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit zu stärken.


Zusätzlich lassen sich Übungen kreativ in den Therapieprozess einbauen. Aktivitäten wie das Spielen von Memory, Lernen direkt am Stall oder das Erledigen von kleinen Stalldiensten fördern nicht nur kognitive Fähigkeiten, sondern stärken auch die soziale und emotionale Entwicklung. Das Umfeld des Stalls bietet unzählige Möglichkeiten, die Therapie abwechslungsreich und gezielt zu gestalten.


Diese Vielseitigkeit macht die Reittherapie so besonders – jede Einheit wird individuell an die Bedürfnisse und Fähigkeiten der KlientInnen angepasst und ermöglicht dadurch nachhaltige Fortschritte auf körperlicher, geistiger und emotionaler Ebene.


Für wen ist Reittherapie geeignet?

Reittherapie ist vielseitig einsetzbar und eignet sich für Menschen jeden Alters. Kinder und Jugendliche mit Konzentrationsproblemen, ADHS oder Autismus finden oft durch die Arbeit mit dem Pferd einen Zugang zu sich selbst und ihrer Umgebung. Erwachsene, die unter Stress, Burnout oder Depressionen leiden, können durch die Ruhe und Klarheit der Pferde lernen, wieder im Moment zu leben. Auch Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen profitieren, da die Bewegungen des Pferdes die Motorik und Muskelkraft fördern.


Die besondere Wirkung der Pferde

Was Reittherapie so besonders macht, ist die natürliche, ehrliche Rückmeldung der Pferde. Sie reagieren nicht auf das, was wir sagen, sondern auf das, was wir ausstrahlen. Pferde leben im Hier und Jetzt – ein Zustand, der uns Menschen oft schwerfällt. Ihre unerschütterliche Präsenz lädt uns ein, ebenfalls in diesen Moment einzutauchen – den einzigen Ort, an dem Veränderung wirklich möglich ist.


Pferde spiegeln unsere Gefühle und Verhaltensweisen wider, ohne zu bewerten. Diese Klarheit und Authentizität helfen den KlientInnen, ihre inneren Blockaden zu erkennen, Ängste abzubauen und neue Wege zu finden.





Erfolgsgeschichte: Mia und die Kraft der Reittherapie

Mia, eine Viertklässlerin, hatte schon länger Schwierigkeiten in Mathematik. Obwohl sie sich Mühe gab, schienen Zahlen und Formeln einfach nicht in ihren Kopf zu wollen. Ihre Unsicherheit wuchs, und bald begann sie, an ihren Fähigkeiten zu zweifeln. In der Schule fühlte sie sich oft frustriert und zurückgezogen.


Auf Empfehlung ihrer Lehrerin entschied sich Mias Familie für eine Reittherapie. Mia liebte Tiere, besonders Pferde, und so hofften alle, dass der Kontakt zu den sanften Tieren ihr helfen könnte. Einmal pro Woche besuchte sie den Ponyhof und verbrachte Zeit mit einem ruhigen, liebevollen Pony namens Lucky.


Mia lernte, wie man sich um Lucky kümmert, sie striegelt und füttert. Während sie Zeit mit Lucky verbrachte, fühlte sie sich verstanden und angenommen. Die Nähe zum Pferd half ihr, sich zu entspannen und ihr Selbstbewusstsein wuchs. Während den Einheiten haben wir uns auch neuen Strategien gewidmet, wie man rechnen kann, und haben dabei die Umgebung im Stall genutzt.


Nach zwölf Einheiten zeigte sich eine deutliche Veränderung. Mias Lehrerin bemerkte, dass sie konzentrierter und motivierter war. In Mathematik konnte sie sich mehr zutrauen und hatte weniger Angst vor Fehlern. Lucky hatte ihr beigebracht, geduldig zu sein – mit sich selbst und mit Herausforderungen.


Heute besucht Mia weiterhin den Ponyclub, um die Verbindung zu Lucky aufrechtzuerhalten. Sie weiss, dass die Pferde ihr auf eine besondere Weise helfen, und diese Zeit ist für sie etwas ganz Besonderes. Mia hat gelernt: Manchmal braucht es keine Zahlen, sondern vier Hufe und ein sanftes Wiehern, um zu wachsen und zu lernen. 🐴✨


Reittherapie ist weit mehr als nur eine Ergänzung zu klassischen Therapieformen. Sie ist ein Weg, durch die Verbindung mit einem Pferd zu sich selbst zu finden und das eigene Potenzial zu entfalten. Wer einmal erlebt hat, wie ein Pferd seine Stärke, Ruhe und Authentizität mit einem teilt, versteht, warum diese Form der Therapie so einzigartig und wertvoll ist. Blogbeitrag 2, Equimotion Schweiz Januar 2025, 15.00 Uhr

 
 
 

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